Absolventen

Absolventen

Es ist für viele Hochschulabsolventen eine aufregende, neue und manchmal überwältigende Phase: endlich das Bachelor- oder Masterzeugnis in der Tasche und auf der Suche nach dem ersten Job. Und irgendwie hat man sich ja die ganze Zeit während des Studiums Gedanken darüber gemacht, wie der Traumjob aussehen könnte, wie man sich den Arbeitsalltag vorstellt und wie man sich seine Freizeit und die Zeit mit den Freunden bewahrt, an die man sich vielleicht während des Studiums gewöhnt hat. Einige haben vielleicht Praktika gemacht oder neben dem Studium gejobbt, für andere ist die Arbeitswelt eine komplett neue Erfahrung. Aber alle haben sie eines gemeinsam: Wer mit zu hohen Erwartungen und Wunschträumen fern jeder Realität auf die Jobsuche geht, der riskiert nicht nur eine Enttäuschung, sondern auch eine lange, nicht gerade erfolgreiche Stellensuche.

Bewerbungsgespräche sind nie einfach und natürlich passieren schnell einmal Fehler. Das ist grundsätzlich nicht weiter schlimm und sollte Absolventen nicht abschrecken. Eine gute Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch kann aber helfen, diejenigen Fallstricke zu vermeiden, die oft dafür verantwortlich sind, dass Bewerbungen scheitern. Ein Fehler lässt sich ganz einfach vermeiden: die fehlende Kenntnis über das Unternehmen. Man sollte sich als Kandidat immer über die Firma und die Branche informieren – dazu gehören auch Karriereschritte und zu erwartende Einstiegsgehälter.

Karrierepläne schmieden – ohne überzogene Vorstellungen

Einer der größten Fehler von Absolventen sind unrealistische Karriereerwartungen. Natürlich ist es immer wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich die eigene Karriere entwickeln wird und welche Wunschvorstellungen man für die Zukunft hat. Doch man stelle sich einmal die folgende Situation vor: Ein junger Kandidat oder eine junge Kandidatin sitzt in einem Vorstellungsgespräch und bislang läuft alles gut. Dann aber kommt die Frage, was sie sich für die zukünftige Karriere vorstellen. In zwei Jahren heißt es da, wolle man auf eine Senior-Position vorrücken, im Unternehmen gebe es schließlich großes Verbessrungspotential und mit der Erfahrung aus dem Studium sei man viel besser geeignet für eine Führungsposition, als der ältere Mitarbeiter ohne Studienabschluss aber mit 20 Jahren Berufserfahrung. Der Absolvent tritt sehr entschlossen und von sich überzeugt auf, hat dabei aber überzogene Vorstellungen und Erwartungen an die eigene Karriere – und tritt zudem auch noch einem langgedienten Mitarbeiter auf den Schlips. Man kann sich also vorstellen, dass das im Bewerbungsgespräch nicht gerade gut ankommt. Dabei mag der Kandidat das gar nicht so hart gemeint haben, sondern glaubt, man müsse sehr entschlossen und selbstbewusst auftreten, um voranzukommen. Fingerspitzengefühl und realitätsnahe Erwartungen sind dabei die eigentlichen Erfolgsfaktoren und eine gute Vorbereitung auf die Bewerbung bedeutet eben auch zu lernen, was die normalen Karriereschritte sind, welche Zeiträume man dabei berücksichtigen muss und welche anderen Faktoren vielleicht wichtig sind – über den Studienabschluss hinaus.

Das Thema Selbstüberschätzung im Beruf und die Folgen waren bereits Thema im head for work Blog.

Gehaltscheck: Wie man am Anfang der Karriere richtig verhandelt

Eine ähnliche Situation gibt es bei den Gehaltsvorstellungen: Die Einschätzung des Einstiegsgehalts ist sehr schwierig und hier können Kandidaten tatsächlich einen großen Fehler machen, wenn sie bei der Frage nach dem Wunschgehalts weit über den Vorstellungen des Unternehmens liegen – und dem branchenüblichen Gehalt. Natürlich sollte man sich nicht unter Wert verkaufen und wenn ein Unternehmen deutlich weniger zahlt, als in der Branche üblich, dann sollte man sich fragen, ob man da tatsächlich arbeiten möchte, oder ob es vielleicht andere Anreize gibt, die das geringere Gehalt wett machen – kürzere Arbeitszeiten zum Beispiel, attraktive Boni, Firmenwagen, kostenlose Kinderbetreuung etc. Nun stellen wir uns aber wieder einmal die Situation vor, dass jemand in einem Bewerbungsgespräch sitzt. Es läuft gut, dann kommt die Gehaltsfrage und der Kandidat oder die Kandidat nennt 49.000 Euro Jahresgehalt – und das obwohl das Einstiegsgehalt normalerweise bei rund 35.000 Euro liegt. Nur wenige Unternehmen werden bereit sein, das zu zahlen. Gibt es aber eine Situation, in der man derartig pokern kann? Ja, wenn man bereits einen anderen Job in der Tasche hat oder von einer festen Stelle in eine neue Position wechseln möchte. Dann kann man bei einer Bewerbung auch einmal einen hohen Gehaltswunsch ansetzen, um auszuloten, was Unternehmen bereit sind, für die eigene Expertise zu zahlen. Wenn man schon einen Job hat, dann kann man das Risiko einer Ablehnung eingehen. Man sollte aber auch hier den Spruch bedenken: Man trifft sich immer zwei Mal im Leben. Wenn man sich noch einmal in dem Unternehmen bewirbt, oder der Personaler später in einem anderen Unternehmen eine Bewerbung des Kandidaten auf den Tisch bekommt, dann erinnert dieser sich vielleicht noch sehr gut an die überzogenen Gehaltsvorstellungen. „Ach das war doch der Typ, der damals…“ Dann landet die Bewerbung schnell auf dem Ablehnungsstapel. Grundsätzlich kann es hilfreich sein, den Personaler als erstes eine Zahl nennen zu lassen. Wenn man dann beim Wunschgehalt 10-15% obendrauf schlägt, ist das zwar mehr als der Personaler sich erhofft, aber nicht so viel mehr, dass man direkt aussortiert wird. Der Rest ist dann Verhandlungssache.

Ein paar Tipps zum Thema Gehaltscheck gibt es in unserem head for work Blog.

Work-Life-Balance: Prioritäten definieren aber flexibel bleiben

Neben den normalen Gehaltsvorstellungen spielen heute immer mehr Aspekte wie Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice eine Rolle, wenn Kandidaten sich auf eine Stelle bewerben. Doch auch hier bringen manche Bewerber überzogene Vorstellungen mit. „Ich habe das Gefühl, man muss so viel bieten und selbst das reicht dann nicht aus…“, sagt eine Personalerin. Auch hier gilt es, sich vorab nach den branchen- und unternehmensüblichen Standards zu erkunden. Man muss sich dabei auch einmal in die Lage der Unternehmensleitung versetzen: Da möchte ein Kandidat zum Beispiel eine kürzere Arbeitszeit und mehr aus dem Homeoffice arbeiten – und das deutlich häufiger als alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen. Für die Geschäftsführung oder den Personaler ist es natürlich schwierig, das dann den anderen Mitarbeitern zu erklären.

Auch hier sollten sich Kandidaten also kompromissbereit zeigen. Es hilft zum Beispiel sich eine Liste mit Prioritäten zu machen. Dann kann man im Vorstellungsgespräch beispielsweise ansprechen, dass man gerne aus dem Homeoffice arbeitet, aber flexibel ist, was die Tage angeht. Oder man möchte nicht am Wochenende arbeiten, ist dafür aber bereit vielleicht während der Woche einmal Überstunden zu machen, wenn es eine Projektdeadline gibt oder Probleme mit einem Kunden.

Das Thema Work-Life-Balance und die Arbeitswelt der Zukunft

Meditation und Mindfulness und was Unternehmen hier leisten können, um eine bessere Arbeitssituation zu schaffen.

Im Kampf um die besten Bewerber sind Unternehmen gefragt

Betrachten wir das Thema aber auch einmal von der anderen Seite: In vielen Branchen suchen Unternehmen verzweifelt nach Nachwuchs. Es gibt weit mehr Stellen als geeignete Kandidaten und so haben Unternehmen vielleicht nur eine Handvoll Hochschulabsolventen, die sich überhaupt auf die Stelle bewerben. Und nicht alle entsprechen dabei dem Anforderungsprofil. Wie also kann man diese Kandidaten locken? Wer unflexibel ist und nicht bereit, entweder mehr zu zahlen oder andere attraktive Leistungen bereit zu stellen, der wird im Zweifelsfall Kandidaten nicht von sich überzeugen.

Was also sollten Unternehmen tun:

  • Seien Sie beim Gehalt etwas flexibel und bereit für den richtigen Kandidaten ggf. mehr zu bezahlen. Natürlich muss das im Rahmen des finanziell Möglichen sein und darf nicht auf Kosten der anderen Mitarbeiter gehen.

  • Loten Sie im Bewerbungsgespräch aus, welche Anreize – außer der Bezahlung – Sie Kandidaten noch bieten können. Das kann mehr Urlaub sein oder nicht-finanzielle Vergünstigungen wie ein Dienstwagen. Vielleicht sind es aber auch Dinge wie regelmäßig neue technische Ausstattung, ein neues iPhone oder ein Einzelbüro, statt sich eines mit anderen Mitarbeitern zu teilen. Auch Fortbildungsangebote und Karrierechancen können ein guter Anreiz sein

  • Definieren Sie Ihre Prioritäten. Was muss ein Kandidat unbedingt mitbringen und worauf können die eventuell verzichten? Lassen sich zum Beispiel gewisse Mängel durch Schulungen und Weiterbildungsangebote beseitigen? Ein Beispiel sind hier Fremdsprachenkenntnisse: Ist der oder die Kandidatin perfekt geeignet, aber die Englischkenntnisse reichen nicht, dann kann man zum Beispiel Sprachschulungen organisieren und bessere Sprachkenntnisse zu einer Voraussetzung für den weiteren Aufstieg im Unternehmen machen.

  • Erweitern Sie den Suchradius! Rekrutieren Sie also nicht nur von der lokalen Hochschule, sondern schauen Sie bundesweit oder sogar international. Ein entsprechender Berater kann Ihnen da bei der Suche behilflich sein.

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