Wenn Kolleg*innen das Unternehmen verlassen

ByeBye

Wenn Kolleg*innen das Unternehmen verlassen

 

Es gibt immer mal wieder Kolleg*innen, mit denen kommt man einfach nicht zurecht und wenn die sich irgendwann entscheiden das Unternehmen zu verlassen, dann möchte man vielleicht gerne ein „Tschüss und auf nimmer wiedersehen“ hinterherrufen. Auf der anderen Seite gibt es aber Kolleg*innen, bei denen es genau umgekehrt ist: Die gemeinsame Mittagspause kann gar nicht schnell genug kommen, um den letzten Tatort oder die neue Serie auf Netflix zu bequatschen oder von den Urlaubsplänen zu berichten. Nach Feierabend geht es dann gemeinsam ins Restaurant und irgendwann lädt man sich sogar zu privaten Veranstaltungen ein. Aus Kolleg*innen werden Freund*innen. Dann aber kommt der Tag der schlechten Nachricht: Die Kollegin oder der Kollege hat einen neuen Job angeboten bekommen und verlässt das Unternehmen. Statt täglich mehrere Stunden miteinander zu verbringen, sieht man sich vielleicht noch ab und an am Wochenende – oder verliert sich ganz aus den Augen. Damit umzugehen ist nicht einfach.

„Je nachdem, wie eng man mit der Person war, kann es sein, dass eine Vertrauensperson wegfällt, was automatisch dazu führt, dass man sich erstmal wieder zurechtfinden und mit der neuen Situation klarkommen muss“, sagt head for work Senior Consultant Ziya Sahin. „Es bricht oftmals ein persönlicher Kontakt weg, der sich wie ein Abschied von einem Freund oder einer Freundin auf die emotionale Stimmung auswirkt“, ergänzt sein Kollege Oscar Koning. Darüber hinaus hat es Einfluss auf das gesamte Teamgefüge und die Dynamik untereinander, wenn ein Mitarbeiter das Team verlässt, sagt Jana Wosnitza. „Ich denke das wichtigste ist, das Teamgefühl beizubehalten. Wenn es vorher eine gute Gemeinschaft innerhalb des Teams gab, sollte sich diese durch das Verlassen eines Teammitgliedes nicht negativ verändern“, erklärt die Beraterin. Doch wie kann man das garantieren – insbesondere, wenn man bedenkt, dass es für die verbleibenden Kolleg*innen zu Stress und Mehrarbeit führen kann, wenn ein*e Mitarbeiter*in das Unternehmen verlässt? Rein praktisch können durch einen Mitarbeiterwechsel Probleme auftreten, denn die neuen Kolleg*innen kennen das Unternehmen und dessen Abläufe noch nicht, oder sie bringen vielleicht noch nicht die notwendige Expertise mit. Dadurch haben die Kolleg*innen eventuell mehr Arbeit, als das vorher der Fall war. Und natürlich fehlt auch die emotionale Bindung zu neuen Kolleg*innen.

Mitarbeiterwechsel: Ein Warnsignal für Unternehmen?

Geht ein einzelner Mitarbeiter oder eine einzelne Mitarbeiterin, dann ist das natürlich erstmal kein Grund zur Panik. „Das Verlassen eines Mitarbeitenden ist an sich erst einmal nichts ungewöhnliches oder ein schlechtes Zeichen. Die Weiterentwicklung eines jeden Einzelnen lässt nicht auf Probleme innerhalb des Unternehmens schließen“, erklärt Senior Consultant Jana Wosnitza. „Sollten in kurzer Zeit natürlich eine Mehrzahl von Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen und eventuell sogar durchleuchten lassen, dass dies aus Unzufriedenheit im Unternehmens entsteht, empfiehlt es sich zumindest die eigene Arbeitssituation und Zufriedenheit zu beleuchten und die Bewegungen und Veränderungen im Unternehmen genauer im Blick zu behalten.“ Unzufriedenheit kann sehr subjektiv sein und es muss nicht unbedingt sein, dass andere das genauso sehen. Aber: „Jeder einzelne Weggang von Mitarbeitern muss ein Warnsignal für das Unternehmen sein, seine internen Prozesse oder Vorgänge zu hinterfragen“, ergänzt Oscar Koning die Aussagen seiner Kollegen. „Manchmal kann ein einzelner Verlust von einem Mitarbeiter ein Vakuum auslösen, sollten keine Verbesserungen im Unternehmen spürbar sein.“

.

Sollten Mitarbeiter*innen selbst Konsequenzen ziehen?

Das Ende eines Mitarbeiterverhältnisses ist manchmal wie das Ende einer Ehe – vor allem, wenn jemand für viele Jahre im Unternehmen gearbeitet hat. Entsprechend schmerzhaft ist oft die Trennung. Die im Unternehmen verbleibenden Mitarbeiter*innen müssen lernen, mit der neuen Situation klarzukommen. Aber wie? Und sollte man als Mitarbeiter derartige Veränderungen einfach ignorieren oder selbst Konsequenzen ziehen? „Man sollte seine eigene Situation reflektieren und versuchen, die Beweggründe des ausscheidenden Mitarbeiters nachzuvollziehen“, sagt head for work Berater Ziya Sahin. „Bei langjährigen Mitarbeitern, mit denen man sich auch gut versteht, wird es kaum vermeidbar sein, sich am Anfang emotional schlecht zu fühlen. Man ist traurig, denkt an die gemeinsame Zeit und überlegt sich, wie man sich wieder aufbauen kann, um weiterhin im Unternehmen zu bleiben.“ Gleichzeitig sollte man aber nicht alles negativ bewerten oder seine eigene Rolle im Unternehmen in Frage stellen, wenn man sich selbst bislang sehr wohl gefühlt hat. Menschen sind unterschiedlich und so können sie auch Dinge im Unternehmen sehr unterschiedlich wahrnehmen. „Das heißt, was ich gar nicht schlecht finde, kann von meinem Kollegen negativ aufgefasst werden oder andersrum“, erklärt Sahin. Dessen sollte man sich immer bewusst sein, um nicht vorschnell selbst in eine Negativhaltung zu verfallen und gegebenenfalls das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen in Frage zu stellen.

„Selbstreflektion ist der beste Weg, sich mit der Situation im Unternehmen auseinanderzusetzen“, empfiehlt Jana Wosnitza Mitarbeiter*innen ebenso wie Führungskräften in dieser Situation. Oscar Koning rät darüber hinaus dazu, sich in die Situation derjenigen zu versetzen, die das Unternehmen verlassen, um die Wechselmotivation nachzuvollziehen – und gegebenenfalls doch Konsequenzen für die eigene Karriere zu ziehen. „Sollte es Punkte geben, die man bei sich selbst ebenfalls erkennt, muss man in den Dialog gehen, um gegebenenfalls eine gemeinsame Lösung für eine weitere Zusammenarbeit zu entwickeln.“ Ist man nach dem Weggang eines Kollegen oder einer Kollegin sehr unzufrieden oder traurig, dann sollte man sich fragen: Liegt es einfach nur daran, dass ich mich mit der Veränderung schwertue und die gemeinsam verbrachte Zeit vermisse? Oder gibt es tieferliegende Gründe? In manchen Fällen kann die Kündigung des Kollegen oder der Kollegin nämlich zu der Erkenntnis führen, dass man selbst schon seit längerem nicht mehr mit dem Job zufrieden ist und es bislang nur verdrängt hat. Ist das der Fall, dann ist es vielleicht Zeit für einen Wechsel.

Unternehmen als Stütze der Mitarbeiter*innen ​

Teambuilding
Für die anderen Teammitglieder ist es oft schwierig, wenn ein*e Mitarbeiter*in das Unternehmen verlässt

Unternehmen sind bei einem Mitarbeiterwechsel in einer besonderen Verantwortung und müssen die verbleibenden Mitarbeiter*innen entsprechend unterstützen – rein praktisch durch die Umverteilung der Arbeit, darüber hinaus aber auch mental. Das beginnt bereits, wenn ein Mitarbeiter dem Chef oder der Chefin mitteilt, dass er oder sie das Unternehmen verlässt. Statt die Gründe dafür einfach zu ignorieren, sollte man das Gespräch suchen. „Unternehmen können nochmal in den intensiveren Austausch mit dem ausscheidenden Mitarbeiter gehen und hier explizit nach Gründen fragen. Diese Punkte sollte man berücksichtigen, um diese dann eventuell mit dem bestehenden Team zu besprechen“, sagt Ziya Sahin. Es ist für alle einfacher, Entscheidungen zu akzeptieren, wenn man die Gründe dafür kennt. Das gilt sowohl für die Unternehmensführung als auch für das Team.

Ein Beispiel: Eine Mitarbeiterin verlässt das Unternehmen, weil ihr Partner einen Job in einer anderen Stadt angenommen hat. Auch sie hat sich dort beworben und eine gleichwertige Stelle gefunden. In dem Fall liegt die Ursache für den Wechsel im Privatleben und Kolleg*innen werden das verstehen. Manchmal kann es aber auch sein, dass es unternehmensinterne Gründe gibt – keine Aufstiegschancen, Unzufriedenheit mit den Arbeitsabläufen oder vielleicht Streit mit einigen Kolleg*innen. In dem Fall ist es wichtig, dass die Unternehmensführung dies erfährt, um gegebenenfalls gegenzusteuern und Strukturen im Unternehmen zu ändern. Spricht der ausscheidende Mitarbeiter Probleme an, die die anderen Mitarbeiter*innen auch so sehen, dann ist es definitiv Zeit für Veränderungen im Unternehmen, oder man riskiert, dass weitere Mitarbeiter*innen abwandern.

Es kann also sinnvoll sein, die Gründe für den Wechsel mit dem Team zu besprechen, nicht nur, damit die Teammitglieder die Entscheidung des Kollegen oder der Kollegin verstehen, sondern auch um zu schauen, was die anderen Teammitglieder tun können, damit der nächste Kollege oder die nächste Kollegin sich im Unternehmen besser integriert fühlt. Gute Teamarbeit bedarf guter Kommunikation – und das gilt insbesondere bei Veränderungen in Unternehmen.

Interesse geweckt? Weitere spannende Themen finde sich in unserem Blog und auf Instagram.

* Wir legen Wert auf Gleichberechtigung und ein Miteinander auf Augenhöhe. Deshalb beziehen wir unsere Personenbezeichnungen, egal in welcher Schreibweise auf alle Geschlechter.