Homeoffice, Remote Work & hybride Arbeitsmodelle

Wer Mitarbeiter:innen gewinnen und halten will kommt um Homeoffice, Remote Work und Hybridmodelle nicht herum.

Wir zeigen, warum das so ist.

Vier Jahre ist es bereits her, dass die Covid-Pandemie die Arbeitswelt plötzlich auf den Kopf stellte. War bis dahin die Arbeit von zuhause oder Remote noch eine Seltenheit, wurde es plötzlich die Regel. Doch wie gehen Unternehmen und Mitarbeiter:innen in Zukunft mit dem Thema um? Oft stoßen bei der Frage Homeoffice oder Büro unterschiedliche Wünsche, Arbeitsweisen und Unternehmensanforderungen aufeinander. Nicht selten kann das zu Konflikten im Unternehmen führen – entweder, weil Unternehmen auf mehr Arbeit vom Büro aus drängen, oder weil im Gegenteil nicht genügend Arbeitsplätze für alle zur Verfügung stehen. Das Thema ist so zu einem Balanceakt geworden.

Leichter Rückgang bei der Nutzung von Homeoffice

Wie aber sieht die Situation derzeit in Deutschland aus? Laut einer Studie des Bayrischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation war die Anzahl der Homeoffice Nutzung auch im Oktober 2023 noch höher als das vor der Pandemie der Fall war – auch wenn sich ein Rückgang verzeichnet. Laut der Studie nutzen weiterhin 48% der erwerbstätigen Internetnutzer:innen zumindest teilweise das Homeoffice. Dabei verbringen aber nur knapp 31% mehrere Wochentage im Homeoffice, ein Rückgang um 10 Prozent. In den meisten Unternehmen, insbesondere Unternehmen mit 50 Mitarbeiter:innen oder mehr, gibt es feste Homeoffice-Regelungen. Dabei gibt es Branchenunterschiede: Laut Statista liegt die Homeoffice-Nutzung im Dienstleistungsbereich beispielsweise höher als im Gesamtdurchschnitt.

Schauen wir einmal auf die generelle Stimmung am Arbeitsmarkt und die Erfahrungen, die Recruiter mit den aktuellen Entwicklungen gemacht haben.

Die Erwartungen von Mitarbeiter:innen in Bezug auf Arbeitsmodelle haben sich verändert

“Während Covid haben viele Kandidat:innen die Vorzüge von Remote Work und flexiblen Arbeitszeiten schätzen gelernt. Somit haben sich auch die Erwartungen von Kandidat:innen geändert,” sagt Alisa Frank, head for work Consultant für den Bereich Sales und Marketing über die Erwartungen von Kandidat:innen in einer modernen Arbeitswelt. Für viele Arbeitnehmer:innen ist die Work-Life-Balance ein wichtiger Faktor, wenn sie sich für eine neue Stelle entscheiden, und so können starre Arbeitszeiten und mangelnde Flexibilität hinsichtlich des Arbeitsorts zu einem Ausschlusskriterium werden. Kandidat:innen schlagen dann auch ansonsten spannende Stellen aus.

“Arbeitnehmer:innen suchen nach Arbeitgeber:innen, die Flexibilität bieten können, da dies nicht nur ihre Lebensqualität verbessert, sondern auch ihre Bindung an das Unternehmen stärkt”, sagt Ziya Sahin, Senior Associate bei head for work und zuständig für den Bereich Finance. “Unternehmen, die nicht bereit sind, sich diesen neuen Arbeitsmodellen anzupassen, können es schwerer haben, qualifizierte Talente anzuziehen und zu halten.”

Neue Dynamik in Unternehmen: Mehr Vertrauen in die Mitarbeiter:innen

“Immer mehr Kandidat:innen erwarten von Unternehmen, dass Ihnen Vertrauen und Autonomie entgegengebracht wird”, sagt Alisa Frank. Beides sind wichtige Faktoren im Homeoffice und bei der Remote Work, wo Manager:innen weniger Überblick und Einfluss auf den Arbeitsrythmus der Mitarbeiter:innen haben. Einige Manager:innen empfinden das als einen Kontrollverlust. Um so wichtiger ist die Erkenntnis, dass ein Schritt komplett zurück zu den alten Arbeitsmodellen der Vor-Covid-Zeit nicht mehr möglich ist. Die Ansprüche von Arbeitnehmer:innen haben sich zu sehr verändert. “Homeoffice ist heutzutage nicht mehr wegzudenken”, sagt Alexander Do, der bei head for work als Senior Associate für die Bereiche HR und Legal verantwortlich ist. “Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind bei Unternehmen ein ‘must have’ um Kandidat:innen anzulocken. Unternehmen, die keinen einzigen Tag Homeoffice anbieten, gelten als konservativ und altmodisch.”

Was sollten Unternehmen also tun, um nicht in diese Falle zu tappen? Und welche Trends gibt es im Bereich des Recruitings, deren sich Unternehmen bewusst sein sollten?

Flexible Arbeitsmodelle im Recruiting nicht mehr wegzudenken

“Remote Work, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Besetzung neuer Stellen. Es gibt einen Trend zu mehr Flexibilität und Remote Work, der sich bereits vor Covid abzeichnete und durch Covid beschleunigt wurde”, erklärt Ziya Sahin. Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass flexible Arbeitszeiten und -orte nicht nur möglich, sondern auch effektiv sind. Mitarbeiter:innen können sich beispielsweise zuhause besser konzentrieren als in einer lauten Büroumgebung und durch das Wegfallen des alltäglichen Arbeitsweges reduziert sich der Stress. Statt eine Stunde im Stau zu stehen oder auf den Bus zu warten, kann man die Zeit für Hobbies, Familie, den Haushalt oder einfach zur Entspannung nutzen.

Alisa Frank spricht einen weiteren wichtigen Punkt an: Unternehmen sind nicht länger an regionale Beschränkungen gebunden, sondern können deutschlandweit oder sogar international rekrutieren – ohne dass für Kandidat:innen damit zwangsweise ein Umzug verbunden ist. So lassen sich auch Kandidat:innen ansprechen, die beispielsweise familiär an einen bestimmten Ort gebunden sind. Remote Work ermöglicht es ihnen, von zuhause zu arbeiten und vielleicht nur zu wichtigen Terminen oder Jahrestreffen an den Unternehmensstandort zu reisen.

Technische Voraussetzungen für Homeoffice und Remote Work

Die technischen Entwicklungen haben eine derartige Flexibilität möglich gemacht. Inzwischen verfügt jeder auch zuhause über eine schnelle Internetverbindung und digitale Kommunikationswege machen Teamarbeit möglich, auch wenn man nicht im selben Raum sitzt. Ein Großteil der Meetings findet in vielen Unternehmen inzwischen ohnehin digital via Microsoft Teams, Google Meet oder Zoom statt. Zudem haben die meisten Unternehmen während der Pandemie eine enstprechende digitale Struktur aufgebaut. Dies ermöglicht beispielsweise den Zugriff auf einen Arbeitsserver und das Teilen von Dokumenten von jedem Ort der Welt aus. Diese Infrastruktur nicht zu verwenden, wäre Verschwendung.

Pro und Contra für die verschiedenen Modelle

Was also spricht für und gegen das Homeoffice und Remote Work? Tatsächlich gibt es einige Faktoren, die dazu beitragen, dass viele Unternehmen zu einem Hybrid-Modell gewechselt sind – statt nur Büro oder nur Homeoffice anzubieten. Fassen wir abschließend beide Seiten noch einmal zusammen.

Für das Büro spricht:

  • Nicht jede:r Mitarbeiter:in hat zuhause die passenden Voraussetzungen. Wer beispielweise mit der Familie in einer kleinen Wohnung lebt, hat keinen Platz für ein Büro mit einem ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz. Der Küchentisch oder ein kleiner Schreibtisch im Schlafzimmer sind nicht die ideale Voraussetzung, um dauerhaft von zuhause zu arbeiten.
  • Teamarbeit vor Ort und der direkte Kontakt mit den Kolleg:innen fehlt, wenn man vollständig Remote arbeitet.
  • Nicht jede:r arbeitet gerne zuhause. Einige Mitarbeiter:innen bevorzugen vielleicht eine striktere Trennung von Arbeitsplatz und Privatleben und möchten daher ihre Arbeit lieber im Büro erledigen. Manch einer braucht die lebhafte Atmosphäre eines Büros, um effektiv zu arbeiten, und fühlt sich zuhause vereinsamt. Das war bereits während der Corona-Pandemie ein Problem, insbesondere für alleinstehende Singles, für die neben den privaten plötzlich auch die direkten beruflichen Kontakte wegfielen.
  • Unternehmen haben in Büroräume und Ausstattung investiert und möchten, dass Mitarbeiter:innen diese auch nutzen.
Bürosituation

Für das Homeoffice, Remote Work und hybride Arbeitsmodelle spricht:

Homeoffice Arbeitsplatz
  • Verbesserte Work-Life-Balance und damit verbunden eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit, denn es fallen beispielsweise die langen Arbeitswege weg. “Flexible Arbeitszeiten bieten die Möglichkeit, die Arbeit besser an persönliche Bedürfnisse anzupassen, was zu einer höheren Motivation und Produktivität führen kann”, sagt Senior Associate Ziya Sahin zu diesem wichtigen Punkt.
  • Die Möglichkeit Talente unahängig vom geographischen Standort zu rekrutieren, ohne dass diese umziehen müssen.
  • Geringere Kosten für Büroflächen. Unternehmen können sich räumlich verkleinern und – sollten sie sich beispielsweise für ein Hybrid-Modell entscheiden – feste Tage für bestimmte Teams im Büro festlegen, so dass immer genügend Platz zur Verfügung steht. Vielleicht arbeiten einige Mitarbeiter auch ganz von zuhause. Das hilft natürlich ebenfalls Platz zu sparen. Massive Bürokapazitäten fallen weg.

Wer Manager:innnen oder Unternehmer:innen fragt, wie die Zukunft des Arbeitens aussieht, der wird feststellen, dass man um das Thema Homeoffice, Hybride Arbeitsmodelle oder Remote Work nicht mehr herum kommt, ohne die Mitarbeiterzufriedenheit zu riskieren. Wie in vielen Bereichen gibt es hier keine einfache Lösung, die für alle gleich funktioniert. Vielmehr müssen Unternehmen genau schauen, was für sie angemessen ist. Das bedingt eine gute Kommunikation mit den Mitarbeiter:innen und Kandidat:innen, die man gewinnen möchte. Was sind deren Vorstellungen und Wünsche? Und wie lässt sich das mit den Ansprüchen des Unternehmens vereinbaren? Die Arbeitswelt befindet sich noch immer in einem Wandlungsprozess, bei dem sich neue digitale Prozesse und neue Arbeitsmodelle herausbilden. Das lässt sich nicht mehr aufhalten oder umkehren und entsprechend müssen sich Unternehmen anpassen – oder Dank eigener Ideen und Prozesse gar eine Vorreiterrole übernehmen. In Sachen Arbeitsmodelle der Zukunft gilt also: Fragen stellen und beobachten, analysieren und nachdenken, planen und dann umsetzen.

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