Künstliche Intelligenz - Gefahr für den Arbeitsplatz oder nützliches Werkzeug?

Die einen sehen in künstlicher Intelligenz (KI) die Zukunft der Arbeitswelt, andere sorgen sich, dass KI-basierte Software ihren Arbeitsplatz gefährden könnte. Das betrifft nicht nur kreative Branchen, in denen ChatGPT und Googles Gemini wie Schreckgespenster durch die Köpfe geistern. Andere hingegen verweisen auf die derzeitig noch begrenzten Fähigkeiten künstlicher Intelligenz und sehen neue Software entsprechend als ein nützliches Werkzeug und Ergänzung zu bestehenden Arbeitsprozessen. Um das ohnehin komplizierte Thema noch komplizierter zu machen, sind bei KI zudem viele rechtliche Aspekte zu bedenken: Datenschutz beispielsweise, wenn man öffentlich zugängliche Software wie ChatGPT oder KI-basierte Bildsoftware nutzt. Die EU hat zudem eine neue ausführliche KI/AI-Richtlinie ausgearbeitet, die die Nutzung von KI im EU-Binnenmarkt regulieren soll. Dazu gehört beispielsweise eine Kennzeichnung KI-erzeugter Webseiteninhalte und Bilder.

Wie groß ist also die Gefahr, dass künstliche Intelligenz Arbeitsplätze ersetzt? Und wie hilfreich ist sie als Werkzeug?

Drei Roboter sitzen jeweils vor einem Laptop

1. Automatisierung als Bedrohung für den Job? 

Bereits heute hilft KI dabei Standardprozesse zu automatisieren und zu verschnellern – und das in allen Bereichen. Im Recruiting zum Beispiel lassen sich Lebensläufe nach bestimmten Suchkriterien durchgehen und so größere Datenmenge in einer kürzen Zeit sichten. Gut programmierte Chatbots sind heute oft die erste Anlaufstelle im Online-Kundenservice und sind in der Lage einfache Standardfragen zu beantworten oder auf die entsprechenden Hilfeseiten zu verweisen. Bei komplexen Fragen kommt dann aber meist wieder ein Mensch zum Einsatz. Das zeigt: Insbesondere bei Aufgaben die repetitiv und datengetrieben sind, kommt KI stützend zum Einsatz und kann für Zeit- und Kostenersparnis sorgen. Ganze Berufszweige werden so nicht wegfallen, doch lassen sich durch effizientere KI-getrieben Prozesse die Personalkosten verringern, wenn man beispielsweise nicht mehr ein riesiges Call-Center für Online-Chat-Anfragen betreiben muss, sondern mit einem kleineren Team die komplizierten Anfragen beantworten kann. Kundenservice, Datenverarbeitung und Fertigung gehören zu den drei großen Bereichen, in der KI-Routinearbeiten übernehmen und Prozesse verschnellern kann.

Was also sollte man als Arbeitnehmer*in tun? Am besten macht man sich mit den neuesten Werkzeugen und Automatisierungssoftwares vertraut. Wer sich mit KI und deren Einsatz in der eigenen Branche auskennt, hat eine bessere Chance am Arbeitsmarkt, als jemand der KI als Konkurrenz sieht und sich weigert, die entsprechende Software als nützliches Tool einzusetzen. Gegebenenfalls sollte man sich in diesen Bereichen zusätzlich schulen lassen.

2. KI-Innovationen schaffen neue Stellen und erlauben Mitarbeiter*innen ihren Kernaufgaben nachzugehen.

Fallen einige Jobs vielleicht weg, weil für Standardaufgaben im Büro weniger Personal gebraucht wird, so entstehen zeitglich neue Jobs im IT-Bereich – insbesondere in Unternehmen, die ihre eigenen KI-getriebenen Werkzeuge entwickeln und einsetzen. Der Markt und die verfügbaren Technologien entwickeln sich weiter. Unternehmen, die bereits KI im Einsatz haben, können sich darauf nicht ausruhen, sondern sollten weiterhin in Neuentwicklungen und Verbesserungen ihrer Software investieren. Und das schafft intern oder extern neue Arbeitsplätze.

Darüber hinaus kann KI die Effizienz in Unternehmen erhöhen und für die Mitarbeiter*innen Freiräume schaffen, ihren Kernaufgaben nachzugehen. Bleiben wir beim Beispiel Call-Center und Kundenbetreuung: Wer wissen will, was Kunden als negativ oder positiv bewerten, der muss oft große Mengen an Daten auswerten. Das kostet Zeit und Energie, die für andere Aufgaben fehlt. KI-Software allerdings macht es möglich, bestehende Datensätze nach bestimmten Suchkriterien zu filtern, zum Beispiel indem es in Kommentaren oder Chatdokumenten nach bestimmten Produkten sucht und filtert, was Kunden dazu zu sagen haben. Auch Chatprotokolle lassen sich auswerten, um zu sehen, an welcher stelle Kund*innen Unzufriedenheit ausdrücken etc. Das Team in der Kundenbetreuung kann dann die aus den Daten gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um bessere Strategien aufzustellen und den Service zu verbessern. Sie widmen sich ihrer Kernaufgabe, statt Zeit für die Datenanalyse aufwenden zu müssen. Die Produktivität und der Service steigen.

KI ist also heute hauptsächlich ein Hybridmodell aus Mensch und Maschine, in der die KI-Software unterstützende Funktion hat – sei es in Unternehmensbereichen wie dem Service oder beispielsweise in der Medizin, wo KI als Diagnosetool eingesetzt werden kann, um zum Beispiel Tumore auf Röntgenbildern zu erkennen. Und auch im Alltag ist KI kaum noch wegzudenken: ob zur Steuerung des Smart-Homes oder zur Analyse der Sehgewohnheiten in Streamingservices, um dann die nächste Serie entsprechend des Nutzergeschmacks vorzuschlagen.

Künstliche Intelligenz – Was ist das und wie funktioniert es?

Um die Rolle von künstlicher Intelligenz besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick darauf, wie KI eigentlich genau funktioniert. Anders als bei ‚traditioneller‘ Software basiert KI nicht auf einem festen, unveränderlichen Satz von Regeln, der einmal vom Programmierer festgelegt wurde und dann unumstößlich ist. Vielmehr wird bei KI der Algorithmus in die Lage versetzt durch das ständige Wiederholen Problemlösung zu lernen.

Grundsätzlich lassen sich drei Bereiche der künstlichen Intelligenz unterscheiden:

Der Begriff künstliche Intelligenz gilt als Überbegriff für das Forschungsfeld maschineller Intelligenz. Zum anderen bezeichnet der Begriff Systeme bei denen Computer Aufgaben übernehmen, die bislang menschlicher Intelligenz vorbehalten waren: Text- und Bilderstellung, Datenanalyse, selbstfahrende Autos etc. Die Expertengruppe der europäischen Kommission fasst die Definition künstlicher Intelligenz enger: Sie versteht darunter ein System, das die Umwelt analysieren und mit einer gewissen Autonomie darauf reagieren kann, um ein bestimmtes vordefiniertes Ziel zu erreichen. Künstliche Intelligenz ist laut dieser Definition dann im Spiel, wenn nicht jede Aktion des Computerprogramms vorher beim Programmieren festgelegt wurde – also anders als bei klassischen Computerprogrammen.

Eine Unterform der künstlichen Intelligenz ist das maschinelle Lernen. Die Programmierer legen hier zwar fest nach welchem Prinzip Daten zu analysieren sind, innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens entwickelt sich der Algorithmus dann aber weiter – er lernt dazu. Einfach gesprochen: Statt dem Computer zu erklären wie ein Haus, ein Auto oder ein Mensch aussieht, wird das System mit Bildern gefüttert, bis es erkennt: vier Räder, Fahrer-Beifahrersitz, Rückbank, Lenkrad, Kofferraum… das ist ein Auto. Anschließend kann es dann Autos in anderen Bildern erkennen.

Noch komplexer sind die künstlichen neuronalen Netzwerke, eine Nachbildung der Funktionsweise des menschlichen Gehirns, denn auch das menschliche Gehirn ist ein Netzwerk aus Nervenzellen mit unterschiedlich schnellen Verbindungen. Wie das menschliche Gehirn können künstliche neuronale Netze Informationen auswerten und ihre Reaktion bestimmten Anforderungen anpassen. Wie man das Gehirn beim Lernen in der Schule trainiert, verarbeiten künstliche neuronale Netzwerke Daten, um neue Knoten und Verbindungen zu schaffen. Das System lernt selbstständig dazu. Man nennt diesen Prozess des maschinellen Lernens Deep Learning. Man denke hier beispielsweise an ChatGPT, das nicht nur Fragen und Prompts beantwortet, sondern basierend darauf dazu lernt. Man kann also dem System durch neue Prompts verdeutlichen, wonach genau man sucht und das System lernt anhand der Fragen die eigenen Textantworten zu verbessern.

Die Neue Züricher Zeitung hat die verschiedenen Arten von KI und wie KI genutzt wird in einem Artikel im Detail dargelegt.

Eigene KI-Software: Kosten schaffen Barrieren für kleinere Unternehmen

Laut einer Statistik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sind 69% der deutschen Unternehmen der Meinung, „dass KI eine der wichtigsten Zukunftstechnologien“ darstellt. Im produzierenden Gewerbe sieht das Ministerium durch KI ein zusätzliches Wertschöpfungspotential von 30 Mrd. Euro und erwartet einen Anstieg der Bruttoinlandsprodukts um 11,3% bis 2030 durch KI.

Während sich Prozesse dank KI vereinfachen lassen, schafft der Einsatz derartiger Technologien zeitgleich eine neue Ungleichheit im Markt. Je individueller eine KI-Software auf die eigenen Prozesse und Bedürfnisse angepasst ist, desto erfolgreicher können Unternehmen sie nutzen. Hier haben große, wirtschaftsstarke Unternehmen mit einer eigenen IT- und Entwicklungsabteilung einen klaren finanziellen Vorteil, da sie in die Entwicklung eigener KI-Produkte investieren können, während bei kleineren Unternehmen oft der entsprechende finanzielle Rückhalt fehlt. Auf der anderen Seite bringen kleinere Unternehmen die notwendige Flexibilität mit, um schnell auf Veränderungen und neue technologische Entwicklungen wie KI zu reagieren.

Person am Computer

Grundsätzlich ist die Akzeptanz von KI-Algorithmen laut Bundeswirtschaftsministeriums eine der größten Herausforderungen: Da die Modelle komplex sind, verstehen Menschen sie oft nicht und reagieren entsprechend mit Skepsis und Ablehnung. Das kann in Unternehmen zu Problemen führen, wenn man auf neue KI-Technologien setzt, die Mitarbeiter*innen diese aber nicht akzeptieren.

In der Welt von KI ist also tatsächlich nicht alles rosig: Eine eigene Software zu erstellen, die den Unternehmensbedürfnissen entspricht, kann sehr teuer sein. Kostenfreie Online-Tools auf der anderen Seiten haben große Schwachstellen bei der Anwendung.  Darüber hinaus gibt es datenschutzrechtliche Bedenken, insbesondere bei sensiblen Kundendaten, die man besser nicht in einer frei verfügbaren Software verwendet, die alle neu hinzugefügten Daten, dem bestehenden Datensatz hinzufügt, um daraus zu lernen. Auch sollte man sich in diesem Zusammenhang die Pläne der EU zur Regulierung von KI genauer anschauen.

Chat GPT und Co: frei verfügbare Software und ihre Grenzen

Frei verfügbare Textsoftware wie ChatGPT oder Gemini können nützliche Werkzeuge sein. Wer zum Beispiel mit den richtigen Formulierungen bei einer E-Mail zu kämpfen hat, der kann sich mit dem richtigen ‚Prompt‘, also der richtigen Anweisung im Chatfenster, Alternativen vorschlagen lassen. „Wie kann ich den folgenden Satz besser formulieren: …“ Das gleiche gilt für Synonyme oder Fachbegriffe. Um die Nützlichkeit zu testen, wurde auch für diesen Artikel ChatGPT und Gemini herangezogen. Die Frage: „Eine Liste mit nützlichen Artikeln zum Thema künstliche Intelligenz und Gefährdung des Arbeitsplatzes.” Das funktionierte bei beiden, allerdings lieferte ChatGPT nur englische Links, während sich Gemini an die Eingabesprache hielt und deutsche Texte vorschlug. Auch schlug Gemini deutlich aktuellere Artikel vor, da die frei verfügbare ChatGPT-Version nicht auf die aktuellen Daten zugreift – dafür muss man bezahlen. KI-basierte Software kann also mehr als nur Texte schreiben: Sie kann recherchieren, Computercode überprüfen oder Excel-Formeln schreiben, wenn man die richtige Anweisung gibt.

Das zeigt bereits: Frei verfügbare Textsoftware kann hilfreich sein, stößt aber bereits bei der Datenbasis an ihre Grenzen. Hinzu kommen oft hölzerne Formulierungen und ein einheitlicher Schreibstil, der Persönlichkeit vermissen lässt – das macht es entsprechend einfach, KI-generierte Texte mit der entsprechenden Software zu erkennen. Da KI auf eine bestehende Textbasis zurückgreift, besteht immer die Gefahr von unbewussten Plagiaten und sogenanntem Duplicate Content. Dupliacte Content bedeutet, dass Inhalte und Formulierungen nicht einzigartig sind, sondern sich ähnliche Inhalte auch anderswo im Netz finden. Google Algorithmen können das erkennen. Wer sich also seine Webseiteninhalte mithilfe von KI erstellt, sollte bedenken, dass Google KI-Inhalte zwar nicht grunsätzlich betraft, sehr wohl aber Webseiten niedrig rankt, wenn sie ständig und in kurzen Abständen KI-erzeugte Texte ausspucken. Zu ähnliche Inhalte, unspezifische oder schwache Inhalte, weil man schnell und billig Texte erzeugen möchte, können also zu einer geringeren Sichtbarkeit auf Google führen. Wer KI für die Texterstellung nutzt, sollte noch einmal ein menschliches Auge drüber schauen lassen – auch um mögliche inhaltliche Fehler, veraltete Inhalte oder Datenbias zu vermeiden.

Ähnlich ist das auch bei Bildgenerierung mittels KI. Es gibt inzwischen verschiedene kostenlose und kostenpflichtige KI-Werkzeuge online, mit denen sich recht einfach Logos und Bildinhalte erstellen kann. Dabei sind die Ergebnisse aber nur so gut, wie die eingegebenen Beschreibungen – und KI hat Schwachsstellen. So gelten Hände und Füße als bekannte Schwachpunkte vieler KI-Bildgeneratoren. Es ist für einen Computer halt auch schwer zu verstehen: Haben Menschen fünf oder sechs Finger und wo gehört noch einmal der Daumen hin? Wer also KI-erzeugte Bildinhalte nutzt, sollte sich diese vor der Nutzung noch einmal genau anschauen – oder es könnte peinlich werden.

Neue EU KI-Richtlinie reguliert die Nutzung künstlicher Intelligenz

Die EU-Kommission hat mit dem KI-Gesetz eine neue europaweit gültige Verordnung geschaffen, um den Einsatz von KI im EU-Binnenmarkt zu regulieren und zu vereinheitlichen. Dabei geht es vor allem darum, die Gefahren für die Persönlichkeitsrechte, die durch KI entstehen können, zu reduzieren. Dazu ordnet das Gesetz KI in verschiedene Risikokategorien ein und hat bestimmte Anwendungen verboten, die ein nicht akzeptables Risiko darstellen – zum Beispiel statatlich betriebenes Social Scoring wie in China oder biometrische Kategorisierungssysteme basierend auf Sexualität oder Rasse. Bestimmte Anwendungen mit hohem Risiko für den Schutz persönlicher Daten, unterliegen strengeren gesetzlichen Bedingungen, an die sich Anwender und Erschaffer derartiger Anwednungen halten müssen. Das betrifft zum Beispiel die Speicherung persönlicher Daten und das Risikomananagement. Ein Beispiel, das Unternehmen betreffen kann:

Beschäftigung, Arbeitnehmermanagement und Zugang zur Selbständigkeit: KI-Systeme für die Einstellung oder Auswahl, insbesondere für gezielte Stellenanzeigen, die Analyse und Filterung von Bewerbungen und die Bewertung von Kandidaten. Beförderung und Beendigung von Verträgen, Zuweisung von Aufgaben auf der Grundlage von Persönlichkeitsmerkmalen oder Eigenschaften und Verhalten sowie Überwachung und Bewertung der Leistung.”

(https://artificialintelligenceact.eu/de/high-level-summary/)

Für Allzweck-KI, kurz GPAI, wie Texterstellungs-KIs gelten ebenfalls neue Regelungen, zum Beispiel müssen sie nachweisen mit welchen Inhalten die KI trainiert wurde und dass dabei keine Urheberrechtsverletzungen stattgefunden haben. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn in den USA haben Künstler und Schriftsteller bereits dagegen geklagt, dass ihre Werke ohne Erlaubnis für das Training von KI herangezogen wurden. Das stelle eine Verletzung des Urheberrechts dar. Wer in Zukunft Texte oder Bilder von KI erstellen lässt und diese beispielsweise online auf der Webseite veröffentlicht, muss innerhalb der EU kennzeichnen, dass die Inhalte mit KI erstellt wurden. Das soll Transparenz schaffen und die Risiken von KI-Inhalten reduzieren. Urheberrechtlich geschützt sind KI-generierte Texte übrigens auch nicht.

Ob man als Unternehmen mit einer neuen Anwendung selbst von der Regulierung betroffen ist, lässt sich mithilfe eines einfachen Tests, dem Compliance Checker, herausfinden.

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