Jobhopping – Gute Idee oder Karrierekiller?

In der Generation unserer Eltern und Großeltern war es durchaus üblich, ein Unternehmen als Azubi zu betreten und mit der Rente wieder zu verlassen. Zwei oder drei Jobwechsel waren in der Karriere auch akzeptabel. Doch der Arbeitsmarkt hat sich verändert und inzwischen wechselt man den Job häufiger, um in der Karriere voranzukommen. Jobhopping, also der schnelle und wiederholte Wechsel von einem Job in den nächsten, galt lange Zeit als ein Karrierekiller. Arbeitnehmer*innen riskierten damit den Ruf, unzuverlässig und flüchtig zu sein. Dabei grassierten viele negative Vorurteile: Wenn jemand ständig den Job wechselt, dann ist das bestimmt ein Alptraumkollege.

Doch ist das noch immer der Fall? Oder kann das Jobhopping die Karriere sogar befördern? Tatsächlich lässt sich die Frage nicht einfach mit ‚ist positiv‘ oder ‚ist negativ‘ beantworten, denn wie das Jobhopping wahrgenommen wird und ob es für einen selbst sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Jobhopping – was ist das?

Schon bei der Definition des Jobhopping stößt man auf ein Problem, denn wann es sich um einen ‚normalen‘ Karriereschritt handelt und ab wie vielen Stellenwechseln man als Jobhopper gilt, ist nicht klar festgelegt. Selbst die Wirtschaftsforschung ist sich da nicht einig und wie der Lebenslauf eines Kandidaten oder einer Kandidatin ankommt, hängt meist von den individuellen Personalern ab. Eine gute Faustregel, wann jemand als Jobhopper gilt, ist ein Jobwechsel alle ein bis zwei Jahre – und das nicht einmalig, sondern wiederholt.

Hat man häufig den Job gewechselt und trifft auf eine*n Personaler*in mit traditionellen Arbeitsvorstellungen, dann hat man eventuell Pech. Andere nehmen den regelmäßigen Jobwechsel hingegen als positiver wahr und sehen eine Person, die dynamisch ist und an der Karriere arbeitet. Um zu verstehen, warum das Jobhopping so unterschiedlich wahrgenommen und bewertet wird, macht es Sinn, einen Blick auf die Gründe, sowie die Vor- und Nachteile des Jobhoppings zu werfen.

Springendes Känguru

Gründe für den häufigen Jobwechsel

Die Gründe für das Jobhopping sind vielseitig, Arbeitnehmer*innen listen darunter unter anderem:

  • Persönliche Gründe: Darunter fallen beispielsweise ein Wohnortwechsel oder Familiengründung. Dies ist aber nur selten die Hauptursache, denn meist folgt der Wohnortswechsel auf einen Jobwechsel und wer Kinder hat, braucht eine gewisse finanzielle Stabilität. Anders ist das, wenn der Partner oder die Partnerin einen Beruf hat, der mit einem regelmäßigen Standortwechsel verbunden ist. Man denke hier beispielsweise an jemanden der im diplomatischen Korps arbeitet.
  • Karriereplanung: Bieten Arbeitgeber keine internen Karrieremöglichkeiten, dann macht das häufig einen Jobwechsel notwendig, um voranzukommen. Es kann eine Strategie sein, sich regelmäßig auf den nächsthöheren Job in anderen Unternehmen zu bewerben, um in schneller Abfolge von einer Karrierestufe in die nächste zu springen, statt auf interne Beförderungen zu warten.
  • Eine dynamische Persönlichkeit, die neue Anreize braucht: Es gibt Menschen, die ständig neue Herausforderungen brauchen, um mit sich selbst und der Arbeit zufrieden zu sein. Das kann den Drang auslösen, sich regelmäßig nach neuen Stellen umzusehen, die diese neuen Herausforderungen bieten, beispielsweise, weil man neue Fähigkeiten erlernen möchte, oder verschiedene Branchen oder Berufszweige kennenlernen will.
  • Berufliche Unzufriedenheit: Oft sind Jobwechsel mit internen Strukturen beim bestehenden Arbeitgeber verbunden. Darunter fallen Unzufriedenheit mit dem Gehalt, schlechtes Management oder eine toxische Unternehmenskultur, Langeweile oder – im Gegenteil – Überforderung, Stress und Überstunden oder generell schlechte Arbeitsbedingungen. Trifft man dies bei mehreren Arbeitgeberunternehmen in der Folge an, dann führt das schnell zum sogenannten Jobhopping und der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen bei einem neuen Arbeitgeber. Fast jeder hat sicherlich schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ein Unternehmen bei der Bewerbung toll klingt und die Manager*innen beim Bewerbungsgespräch große Versprechungen machen, die Realität sieht dann aber anders aus. 

Vorteile von Jobhopping

  • Besseres Gehalt: Ein Jobwechsel ist häufig mit einem höheren Gehalt verbunden und so kann das Jobhopping lukrativ sein – insbesondere, wenn man sich bei den Gehaltsverhandlungen gut schlägt oder sich auf eine höhere Stelle bewirbt als die vorangegangene. Jobhopper haben gute Chancen mit jedem Wechsel das Gehalt zu steigern, denn man wird sich kaum auf eine niedriger bezahlte Stelle bewerben – es sei denn man hat andere gute Gründe.
  • Ungewohntes (und besseres) Arbeitsumfeld: Wer den Job wechselt hat oft gute Gründe. Darunter fällt auch, dass man sich im alten Arbeitsumfeld nicht wohl gefühlt hat und nach einer besseren Unternehmenskultur sucht. Auch bietet jeder neue Job neue Herausforderungen und neue Kollegen. Wer also Jobhopping betreibt, ist oft in der Lage, sich schnell auf ungewohnte Arbeitsbedingungen und neue Aufgaben einzustellen. Jobhopper erweitern ständig ihren Horizont. Eine gute Anpassungsfähigkeit ist eine nicht zu unterschätzende Qualifikation in der modernen Arbeitswelt.
  • Kommunikationsfähigkeit: Viele moderne Unternehmen legen Wert auf sogenannte Softskills. Dazu gehört neben der Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, die Jobhopper mitbringen, auch die Kommunikationsfähigkeit. Wer ständig den Job wechselt, muss immer wieder aufs Neue Beziehungen zu Vorgesetzten und Kolleg*innen aufbauen. Das erfordert eine gute Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, sich in bestehende Teamstrukturen einzufügen. Das sind Fähigkeiten, die sich unabhängig vom Unternehmen und dem Aufgabenfeld auch auf andere Jobs übertragen lassen, und das macht Jobhopper als Arbeitnehmer*innen attraktiv.
  • Diversifikation bei den Fähigkeiten: Wer verschiedene Jobs gemacht hat, der bringt vielfältige Fähigkeiten mit. Lag der Schwerpunkt bei einem Job vielleicht im IT-Bereich und dem Coding, hat man in einem anderen Job zwar für ein IT-Unternehmen gearbeitet, aber mit dem zusätzlichen Aufgabenschwerpunkt Marketing etc. Damit hat man einen klaren Vorteil gegenüber Arbeitnehmer*innen, die lange im gleichen Job und im gleichen Unternehmen gearbeitet haben. Diese mögen zwar auch neue Aufgaben angenommen und sich fortgebildet haben, doch bietet der Verbleib in einem Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg häufig nicht so vielseitige Aufgaben und Herausforderung, wie der Wechsel in neue Stellen – insbesondere wenn man sich dabei als Bewerber*in immer wieder neue Möglichkeiten und berufliche Herausforderungen erschließt.
  • Netzwerke: Wer in einer Vielzahl von Unternehmen gearbeitet hat, der hat entsprechend gute Kontakte in der eigenen Branche, insbesondere, wenn man sich im Guten vom alten Arbeitgeber und den alten Kolleg*innen trennt. 

Nachteile des Jobhoppings

  • Negativer Einfluss auf Bewerbungschancen: Verständlicherweise wollen Unternehmen Stellen meist langfristig besetzen und Kandidat*innen, die einen häufigen Wechsel im Lebenslauf haben, können schnell den Eindruck von Unzuverlässigkeit erwecken. Wer will schon jemanden einstellen, der nach ein paar Monaten oder einem Jahr die Stelle bereits wieder verlässt? Denn dann muss das Unternehmen erneut Zeit und Geld in die Rekrutierung stecken. Gerade bei älteren Manager*innen ist der häufige Jobwechsel noch immer mit einem Stigma belegt.
  • Neue Fähigkeiten oder nicht genügend Zeit? Wer einen neuen Job antritt, der muss häufig neue Fähigkeiten erlernen, zum Beispiel neue Computersoftware und unternehmensspezifische Aufgaben. Somit könnte man also das Jobhopping als eine Art Upskilling sehen. Das ist aber nur bedingt der Fall, denn es dauert eine Zeit, bis sich neues Wissen festigt und zu Routinen wird. Wer ständig den Job wechselt, der riskiert, dass neues Wissen schnell wieder verloren geht und man sich – anders als vielleicht geplant – nicht weiterentwickelt. Man schafft es nicht, die für die berufliche Weiterentwicklung notwendige Expertise aufzubauen. Hier kann ein Vorteil also zu einem Nachteil werden.
  • Stress: Das Berufsleben an sich ist oft stressig genug, ständige Bewerbungen erhöhen dies zusätzlich. Bewerbungsverfahren kosten Zeit und Energie. Zudem verursacht es eine finanzielle und persönliche Unsicherheit, wenn man nie genau weiß, für wie lange man eigentlich in einem Unternehmen verbleibt. Sind es immer kurze Abstände bis zur nächsten Kündigung, dann ist es unmöglich, berufliche Wurzeln zu schlagen. Das führt zu Rastlosigkeit – und dem damit verbundenen Stress.
  • Verlust bei zusätzlichen Benefits: Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten zusätzliche Leistungen wie eine private Krankenversicherung oder Zuschüsse zu einer privaten Rentenversicherung. Die meisten legen dabei aber eine Mindestgrenze fest, ab wann ein*e Arbeitnehmer*in Anspruch auf diese Zusatzleistungen hat. Wer ständig den Job wechselt verliert oft Monate dieser Zusatzleistungen, weil er oder sie beispielsweise erst nach sechs Monaten im Unternehmen darauf Anspruch hat. Wer lange bei dem gleichen Unternehmen arbeitet, hat diese Lücken nicht.
  • Jobhopping-Syndrom: Das Jobhopping kann süchtig machen. Man sucht ständig nach etwas besserem, einem Job, der einem mehr Erfüllung verspricht und einen glücklicher macht. Wer also ständig den Job wechselt, weil er oder sie an jedem Unternehmen etwas auszusetzen hat oder unglücklich mit der Arbeit ist, der sollte sich fragen, ob tatsächlich der jeweilige Job die Ursache für die eigenen Unzufriedenheit ist. Oder gibt es vielleicht tieferliegende Gründe, die gar nichts mit der jeweiligen Stelle zu tun haben? Wer ständig den Job wegen Unzufriedenheit wechselt, sollte also einen Blick auf sich selbst werfen.

Jobhopping: Wie erklärt man es bei einer Bewerbung?

Wer viele Jobwechsel im Lebenslauf hat, der muss sich bei Vorstellungsgesprächen immer auf die Frage vorbereiten: Warum ist das so? Man sollte sich also gut darauf vorbereiten und in der Lage sein, die Gründe für die häufigen Jobwechsel zu erklären. Fehlten beispielsweise die Karrierechancen? Oder hat man sich auf die neue Stelle beworben, weil man einen Job entdeckt hat, von dem man schon immer geträumt hat? Sich auf positive Chancen zu konzentrieren ist dabei meist besser, als die negativen Aspekte beim alten Arbeitgeber hervorzuheben. Man sollte lieber die eigenen Fähigkeiten und den Wunsch, karrieretechnisch zu wachsen, hervorheben.

Langfristige Karrierepläne kommen gut an, denn Unternehmen suchen nach Kandidat*innen, die zuverlässig sind. Wer beispielsweise häufig den Job gewechselt hat, nebenbei aber ein Studium durchgezogen oder an langfristigen außerberuflichen Projekten gearbeitet hat, der sollte das hervorheben, um zu zeigen, dass man tatsächlich Ausdauer mitbringt und nicht wie eine Motte zur nächstbesten Lichtquelle flattert.

Gleichzeitig sollte man dabei aber auch keine Märchen erzählen, denn das kommt früher oder später heraus. Berwerber*innen sollte schon beim Lebenslauf ehrlich sein und ggf. bestehende Lücken im Lebenslauf erklären, statt sie zu verschweigen. Nichts ist frustrierender für Recruiter als raten zu müssen, was ein*e Arbeitnehmer*in bislang gemacht hat. So landet man bei Bewerbungen ganz schnell unten im Stapel.

Wer sich unsicher ist, wie man das Jobhopping am besten vermarktet und Hilfe bei der Suche nach einer Stelle braucht, der sollte sich den Rat von professionellen Recruitern einer Personalberatung einholen. Diese können einen nicht nur bei der Bewerbung beraten, sondern kennen auch Unternehmen, die Jobhopping nicht nur als Karriereweg akzeptieren, sondern zudem nach Talenten mit genau diesen Fähigkeiten suchen.

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